Wenn man mich letztes Jahr gefragt hätte, welcher Hashtag die Kraft hätten, meine Hoffnungen
für das kommende Jahrzehnt zu zerstören, hätte ich nach kurzer Überlegung mit #WKIII
geantwortet. Spricht das für mich, gegen das Jahrzehnt oder ist es Ausdrucks des Zeitgeists?
Ich kann es nicht genau sagen. Wäre dies der einzige Vorfall gewesen, hätte ich einen
anderen Einstieg in den Text gewählt. Australien steht in Flammen, auf Twitter werden mir
stündlich Fotos mit dem gleichen Filter in die Timeline gespült. Filter, die natürlich
entstanden sind. Fotos die in ein dystopisches Rot oder gelb getaucht sind. Es ist
beunruhigend. Wären wir in einem Hollywoodfilm, hier wäre der Punkt erreicht, an dem die
Weltbevölkerung zusammenrückt. Die Abwendung der Klimakatastrophe hätte die oberste
Priorität und das Jahrzehnt der Egozentriker und Populisten wäre Teil der Vergangenheit.
Stattdessen kann man von Glück sprechen, wenn die Geschehnisse in den Köpfen überhaupt mit
dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden - geschweige denn, wenn hieraus die nötigen
Handlungen abgeleitet werden. Es fühlt sich an, als wäre das Mantra Wachstum Teil unseres
biologischen Daseins. Eine Abkehr vom Status quo wird kategorisch ausgeschlossen, für den
Einzelnen und für die herrschende Politik. Und nun? Die Situation akzeptieren und
realisieren, dass weder du noch ich damit alleine sind, wäre ein Anfang. Anstatt sich in
Defätismus zu verlieren, sollten wir Strukturen aufbauen, um im Kleinen wieder
handlungsfähig zu werden.
Es fühlt sich mittlerweile ziemlich falsch an, diesen Ort so oft zu gebrauchen, um lediglich
die schlechten Dinge auf der Welt zu reflektieren. Dabei gibt es noch Lichtblicke. In meinem
Alltag und im Globalen. Und doch wiegt die Aussichtslosigkeit so viel schwerer als die
Hoffnung. Welche Konsequenz ziehe ich daraus? Sollte ich der Positivität mehr Platz
einräumen? Die negativen Ereignisse beschreiben und auf die positiven verweisen? Hoffnung
vermitteln, ohne in Zweckoptimismus zu verfallen? Hört sich gesünder für uns alle an. Ich
werd's probieren.
Doch heute nicht.